GPT Event Data Recorder (EDR) in Fahrzeugen

Fachartikel von Ingo Kempkes (DESAG - Deutsche Sachverstaendigen Gesellschaft mbH)

Mit der Einführung des Event Data Recorders (EDR), gemeinhin als "Blackbox" für Autos bezeichnet, steht die Automobilbranche ab Juli 2024 vor einer signifikanten Neuerung in Deutschland. Ähnlich wie die Blackbox in Flugzeugen, soll der EDR in Fahrzeugen dazu beitragen, detaillierte Daten vor und nach einem Unfall aufzuzeichnen. Diese Entwicklung markiert einen Wendepunkt in der Fahrzeugsicherheit und Unfallrekonstruktion. In diesem Artikel beleuchten wir die Funktionsweise, den Nutzen sowie die Implikationen dieser Technologie für Fahrzeughersteller, Fahrer und nicht zuletzt für Kfz-Gutachter.

Was ist ein Event Data Recorder (EDR)?

Der EDR ist ein System, das in Fahrzeugen installiert wird, um kritische Informationen kurz vor und nach einem Unfall zu erfassen. Dazu zählen Daten wie Geschwindigkeit, Bremsaktivität, Lenkwinkel und weitere Fahrzeugdynamiken. Die Aufzeichnung erfolgt automatisch und umfasst in der Regel einen Zeitraum von wenigen Sekunden vor bis zu einigen Sekunden nach dem Ereignis. Ziel ist es, ein klares Bild der Ereignisse rund um den Unfall zu erstellen. Nähere Informationen zum Event Data Recorder finden Sie hier.

Rechtliche Grundlage und Implementierung

Ab Juli 2024 wird die Installation von EDRs in allen neu zugelassenen Fahrzeugen der Klassen M1 (Pkw) und N1 (Nutzfahrzeuge bis 3,5 Tonnen) in Deutschland gesetzlich vorgeschrieben. Diese Regelung folgt der Absicht, die Verkehrssicherheit zu erhöhen und die Unfallanalyse zu verbessern. Für Fahrzeughersteller bedeutet dies, dass sie ihre neuen Modelle mit dieser Technologie ausrüsten müssen, um den gesetzlichen Anforderungen zu entsprechen.

Welche Vorteile hat der EDR?

Verbesserte Unfallrekonstruktion

Die durch den EDR gesammelten Daten bieten eine objektive Grundlage für die Analyse von Verkehrsunfällen. Kfz-Gutachter können auf diese Informationen zugreifen, um die Ursachen eines Unfalls präziser zu bestimmen und somit zur Klärung von Haftungsfragen beitragen.

Förderung der Verkehrssicherheit

Die Analyse der EDR-Daten kann wertvolle Erkenntnisse für die Weiterentwicklung von Fahrzeugsicherheitssystemen liefern. Hersteller können diese Informationen nutzen, um ihre Fahrzeuge sicherer zu gestalten und somit die Zahl der Verkehrsunfälle zu reduzieren.

Unterstützung bei der Fahrzeugentwicklung

Die detaillierten Daten, die der EDR liefert, ermöglichen es den Fahrzeugherstellern, Schwachstellen in der Fahrzeugkonstruktion zu erkennen und zu verbessern. Dies führt langfristig zu robusteren und sichereren Fahrzeugen.

Was sagt der Datenschutz dazu?

Beim Datenschutz für Event Data Recorder (EDRs) in Fahrzeugen konzentrieren sich die Maßnahmen auf Eigentum, Zugriff und Anonymität der Daten:

  • Eigentum der Daten: Die Daten gehören dem Fahrzeugbesitzer und dürfen ohne Zustimmung nicht verwendet werden.
  • Zugriff auf Daten: Das Auslesen der Daten ist streng reguliert und meist nur für autorisierte Sachverständige unter rechtlichen Bedingungen erlaubt.
  • Anonymisierung und Datenschutz: Die gesammelten Daten müssen anonymisiert sein, um den Fahrer nicht identifizierbar zu machen, und dürfen nicht für die Feststellung der Unfallverantwortung verwendet werden.

Diese Regelungen sorgen dafür, dass die Privatsphäre der Fahrzeugnutzer geschützt bleibt, während gleichzeitig wichtige Daten für die Verkehrssicherheit gesammelt werden können​​​​.

Unsere Meinung

Die Pflichteinführung von Event Data Recordern in Fahrzeugen ab Juli 2024 stellt einen bedeutenden Schritt zur Erhöhung der Verkehrssicherheit und zur Verbesserung der Unfallanalyse dar. Die Technologie bietet erhebliche Vorteile, bringt aber auch Herausforderungen mit sich, insbesondere im Bereich des Datenschutzes. Es wird spannend zu beobachten sein, wie sich die Implementierung des EDRs auf die Automobilindustrie, die Verkehrssicherheit und die Praxis der Unfallrekonstruktion auswirken wird.